Ohne menschliches Eingreifen wächst Schafwolle gerade so weit, dass sie sich vor extremen Temperaturen schützt. Das Vlies isoliert wirksam gegen Kälte und Hitze. Früher wurde Wolle gewonnen, indem man sie den Schafen während der Mauserzeit ausrupfte. Die Züchtung auf kontinuierliches Vlieswachstum begann nach der Erfindung der Schere. 1
Schafschur und Mulesing sind gleichbedeutend mit Schafquälerei
Mit etwa 68 Millionen Schafen produziert Australien 25 Prozent der weltweiten Wollproduktion. 2,3 Herden bestehen normalerweise aus Tausenden von Schafen, sodass es unmöglich ist, auf die Bedürfnisse eines einzelnen Schafs einzugehen. Beispielsweise gilt es in der australischen Wollindustrie als normal, dass jedes Frühjahr mindestens 4 Prozent der jungen Lämmer an Unterernährung sterben. 4 Da es in der Wollindustrie so viele Todesfälle und Krankheiten gibt, besteht die vernünftige Lösung darin, die Zahl der Schafe, die für ihre Wolle verwendet werden, zu verringern, um sie angemessen zu versorgen. Stattdessen werden Schafe gezüchtet, um mehr Lämmer zu bekommen und so die Todesfälle auszugleichen.
In Australien werden am häufigsten Merinoschafe gezüchtet, die speziell auf faltige Haut gezüchtet werden, was mehr Wolle pro Tier bedeutet. Diese unnatürliche Wollüberladung führt in den heißen Monaten dazu, dass die Tiere an Hitzeerschöpfung sterben. Außerdem sammeln sich in den Falten Urin und Feuchtigkeit. Von der Feuchtigkeit angezogen legen Fliegen ihre Eier in die Hautfalten, und die geschlüpften Maden können die Schafe bei lebendigem Leib auffressen. Um diesem Zustand, der als „Fliegenmadenbefall“ bezeichnet wird, vorzubeugen, führen australische Viehzüchter eine barbarische Operation namens „Mulesing“ durch, bei der Arbeiter riesige Streifen Haut und Fleisch von der Rückseite der Lämmerbeine und dem Bereich um den Schwanz schneiden. Dies geschieht, um eine glatte, vernarbte Haut zu erhalten, die keine Fliegeneier beherbergt. Die blutigen Wunden werden jedoch oft von Fliegenmaden befallen, bevor sie heilen. Studien haben gezeigt, dass der Vorgang Stress verursacht, der dem von Kastration und Scheren ähnelt, und dass die Auswirkungen – Schmerzen, Unbehagen und Gewichtsverlust – zwei bis 14 Tage anhalten können. 5 Ein Bauer (der seine Schafe erfolgreich vor Fliegenmadenbefall schützt, indem er eine Kombination aus Fliegenfallen, chemischen Sprays, Rassenauswahl und Weidemanagement einsetzt) führt den Widerstand der Industrie gegen die Abschaffung des Mulesings auf „ein bisschen Arroganz des alten Herrenclubs in einer einst so bedeutenden Industrie zurück, die jetzt ein wenig zu kämpfen hat.“ 6 Als PETA dieses grausame Verfahren erstmals anprangerte, löste es internationale Empörung aus. Mulesing wurde in Neuseeland verboten und Vertreter der australischen Wollindustrie versprachen, es bis 2010 auslaufen zu lassen, doch mehr als ein Jahrzehnt später streiten sie sich noch immer intern und die meisten Lämmer in Australien werden immer noch dieser grausamen Verstümmelung ausgesetzt.
Schafe werden jedes Frühjahr nach dem Lammen geschoren, kurz bevor einige Rassen auf natürliche Weise ihr Winterfell verlieren. Der richtige Zeitpunkt ist entscheidend: Zu spätes Scheren bedeutet Wollverlust. In der Eile sterben viele Schafe an Unterkühlung nach zu frühem Scheren.
Schafscherer werden normalerweise nach Menge und nicht nach Stunden bezahlt, was zu schnellem Arbeiten ohne Rücksicht auf das Wohlergehen der Schafe führt. Erfahrene Schafscherer scheren mehr als 350 Schafe an einem Tag und halten dieses Tempo wochenlang durch. 7
PETA und ihre internationalen Partner haben auf 117 verschiedenen Betrieben in sechs Ländern auf vier Kontinenten Grausamkeiten an Schafen aufgedeckt. Weitere Einzelheiten zu einer Untersuchung mehrerer Schafscherställe in Australien und den USA finden Sie auf PETA.org. Dort wurden Arbeiter dabei beobachtet, wie sie Schafen brutal ins Gesicht schlugen, auf Kopf und Hals der Tiere herumtrampelten und sich darauf stellten und sie mit elektrischen Schermaschinen und einem Hammer ins Gesicht schlugen und stießen. Einige Schafe starben an den Folgen der Misshandlungen. Die Ermittler dokumentierten auch, dass die Schafe große, blutige Wunden auf ihren Körpern hinterließen und dass Arbeiter klaffende Wunden mit Nadel und Faden nähten, ohne ihnen Schmerzmittel zu verabreichen.
Im Rahmen der jüngsten Untersuchung von PETA dokumentierte ein Ermittler die Zustände im australischen Victoria und enthüllte erneut, dass in der Wollindustrie grausame Praktiken gang und gäbe sind. Schafscherer traten Schafen in Bauch und Rücken, schlugen ihnen ins Gesicht und stellten sich sogar auf den Hals eines Schafes, das vor Angst um sich schlug. Arbeiter berichteten von anderen Schafscherern, die einem Lamm das Bein gebrochen, Schafe zerstückelt und ihnen in die Augen gestochen hätten. Ein Schafscherer, der noch immer bei der Belegschaft angestellt ist, soll aus Wut einem Schaf das Ohr abgebissen haben.
PETA deckte auch die Zustände auf Farmen in Argentinien auf, die Patagonia mit Wolle belieferten. Ein Zeuge beobachtete, wie Arbeiter auf Farmen des Ovis 21-Netzwerks Lämmer bei vollem Bewusstsein zerhackten, einige von ihnen bei lebendigem Leib zu häuten begannen und Lämmer und Schafe auf Farmen, die zum Ovis 21-Netzwerk gehörten, auf andere Weise verstümmelten, misshandelten und vernachlässigten. Patagonia gab bekannt, dass es Ovis 21 als Lieferanten fallen lassen und keine Wolle mehr kaufen werde, bis dem Unternehmen „eine humane Behandlung der Tiere“ zugesichert werden könne.
Live-Export
Alte oder nicht mehr benötigte Schafe werden zum Schlachten verkauft. Jedes Jahr werden Millionen lebender Schafe in den Nahen Osten und nach Nordafrika verschifft. 2006 führte PETA in Zusammenarbeit mit Animals Australia eine verdeckte Untersuchung durch, um die Behandlungs- und Schlachtbedingungen aufzudecken, denen Schafe ausgesetzt sind, die von Australien aus in diese Länder exportiert werden.
Obwohl die australische Regierung und die Exportindustrie für lebende Tiere behaupten, dass die Tiere human behandelt würden, stellten die Ermittler fest, dass Schafe und Kühe an Ohren und Beinen von Lastwagen gezerrt und in öden Mastbetrieben zum Sterben zurückgelassen wurden. Sie wurden gefesselt und in Kofferräume von Autos geworfen und dann auf langwierige und grausame Weise geschlachtet, die in den USA, Europa und Australien illegal ist.
Andere Wollarten
Man nennt sie Wolle, Mohair, Pashmina, Shahtoosh oder Kaschmir. Doch egal, wie man sie nennt, jede Art von Wolle bedeutet Leiden für die Tiere.
Eine erste verdeckte Ermittlung von PETA US in Mallkini – der weltweit größten privaten Alpakafarm in Peru – ergab, dass Arbeiter zappelnde, weinende Alpakas an den Ohren festhielten, während sie mit elektrischen Schermaschinen grob geschoren wurden, was bei einigen zu Erbrechen aus Angst führte. Sie schleuderten die Alpakas – von denen einige trächtig waren – auf Tische, banden sie an mittelalterlich anmutende Fesselvorrichtungen und zogen so fest, dass ihnen fast die Beine aus den Gelenken gerissen wurden. Durch die schnelle, grobe Schur waren die Tiere zerschnitten und hatten tiefe, blutende Wunden, die ohne ausreichende Schmerzlinderung genäht wurden. Mallkini gehört der Michell Group, dem weltweit größten Exporteur von Alpakawollkamm und -garn. Weitere Informationen zu dieser Untersuchung finden Sie auf PETA.org.
Anders als viele Verbraucher denken, handelt es sich bei „Shearling“ nicht um geschorene Wolle. Ein Shearling ist ein einjähriges Schaf, das einmal geschoren wurde. Ein Shearling-Kleidungsstück wird aus der Haut und dem Fell eines Schafs oder Lamms hergestellt, das kurz vor der Schlachtung geschoren wurde; die Haut wird mit der noch daran befindlichen Wolle gegerbt.
Kaschmir wird aus dem Fell von Kaschmirziegen hergestellt, die zu Millionen in China und der Mongolei gehalten werden, die den Markt für dieses „Luxus“-Material beherrschen. 8,9 Eine Videountersuchung von PETA Asia auf Kaschmirfarmen und in Schlachthöfen in China und der Mongolei zeigte Arbeiter, die verängstigte Ziegen festhielten, die vor Schmerzen schrien, als ihre Beine verbogen und ihnen mit scharfen Metallkämmen die Haare ausgerissen wurden. Ziegen, die nach der Haarentfernung bluteten, erhielten weder Schmerzmittel noch tierärztliche Versorgung – ein Arbeiter goss einfach Reiswein direkt in die Wunde eines Tiers. In China wurden Ziegen, die als nicht mehr rentabel galten, geschlachtet, nachdem Arbeiter ihnen mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen hatten, um sie zu betäuben. Und in der Mongolei zerrten Arbeiter sie an einem Bein auf den Schlachthofboden und schnitten ihnen vor den Augen anderer Ziegen die Kehle durch. Einige waren noch minutenlang danach zu sehen, wie sie sich noch bewegten. Weitere Informationen zu dieser Untersuchung finden Sie auf PETA.org.
Merinowolle oder Kaschmir wird mit Possumfell kombiniert, um „Perino“ herzustellen. 10 Die Possums werden wegen ihres Fells gejagt. Weitere Informationen zu dieser grausamen Seite der Wollindustrie finden Sie im Informationsblatt von PETA zum Thema Fallenstellen.
Angorakaninchen werden zum Scheren manchmal auf ein Brett geschnallt und treten aus Protest heftig um sich, wenn sich die Schere oder die Haarschneidemaschine unweigerlich in ihr Fleisch bohrt. Angorakaninchen haben sehr empfindliche Fußballen, sodass sie oft entsetzlich schmerzhafte Fußgeschwüre entwickeln, wenn sie gezwungen sind, ihr Leben lang auf dem Boden von Drahtkäfigen zu stehen. Weibliche Kaninchen produzieren mehr Wolle als männliche, sodass auf größeren Farmen männliche Kaninchen, die nicht zur Zucht bestimmt sind, gleich bei der Geburt getötet werden. 11 Auf Angorafarmen in China fand ein Ermittler von PETA Asia Arbeiter, die Kaninchen unter Schmerzensschreien brutal das Fell aus der Haut rissen, ein Vorgang, den sie zwei bis fünf Jahre lang alle drei Monate ertragen mussten. Weitere Informationen zur Angorawollindustrie finden Sie auf PETA.org.
Shahtoosh wird aus dem Fell der gefährdeten Chirus, der tibetischen Antilope, hergestellt. Da Chirus nicht domestiziert werden können, müssen sie getötet werden, bevor ihre Wolle gewonnen werden kann. Obwohl der Verkauf oder Besitz von Shahtoosh-Produkten seit 1976 illegal ist, werden jedes Jahr Tausende von Chirus getötet, um Schals herzustellen, die auf dem Schwarzmarkt verkauft werden. 12
Eine Untersuchung von PETA Asia auf Ziegenfarmen in Südafrika ergab, dass Arbeiter in Südafrika, wo mehr als die Hälfte des weltweit produzierten Mohairs produziert wird, bei vollem Bewusstsein Ziegen grob behandelten, verstümmelten und ihnen sogar die Kehle durchschnitten. 13 In der Folge kündigten einige der weltweit größten Bekleidungsketten, darunter Zara, H&M, Gap und Topshop, an, keine Kleidung aus Mohair mehr zu verkaufen. 14 Weitere Informationen zu dieser Enthüllung finden Sie auf PETA.org.
Was Sie tun können
Verwenden Sie wollfreie Materialien, darunter Baumwolle, Baumwollflanell, Polyestervlies, synthetisches Lammfell und andere tierversuchsfreie Fasern, wie es Menschen mit Wollallergien schon seit Jahren tun. Ein relativ neuer tierversuchsfreier Wollersatz ist Tencel, das atmungsaktiv, langlebig und biologisch abbaubar ist. Polartec Wind Pro, das hauptsächlich aus recycelten Plastik-Limonadenflaschen hergestellt wird, ist ein hochdichtes Vlies mit viermal so viel Windbeständigkeit wie Wolle und leitet zudem Feuchtigkeit ab.
Vegane Wolle ist leicht zu finden und hält Sie warm und gemütlich, ohne zur Tierquälerei beizutragen.
Erfahren Sie mehr über Wolle
Verweise
1 Priscilla A. Gibson-Roberts, „Scandinavian Sheep“, Knitters Magazine 2000.
2 Australian Wool Innovation Limited, „Sheep Numbers by State“, abgerufen am 29. November 2020.
3 Ministerium für Landwirtschaft, Wasser und Umwelt, „Wolle“, 16. Okt. 2020.
4 AJD Campbell, AL Vizard und JWA Larsen, „Risikofaktoren für die Sterblichkeit von Merinoschafen nach dem Absetzen im Südosten Australiens“, Australian Veterinary Journal 87 (2009): 305–12.
5 C. Lee und AD Fisher, „Welfare Consequences of Mulesing of Sheep“, Australian Veterinary Journal 85 (2007): 89–93.
6 Richard Yallop, „Farmers Strike a Blowie for Long-Sustaining Sheep“,
7 Neuseeländische Regierung, „Shearer“, 22. Mai 2020.
8 Allison Jackson: „China sieht wachsende Nachfrage nach ‚Soft Gold‘-Kaschmir“, Agence France-Presse, 3. Mai 2011.
9 Michael Kohn, „Mongolen entwickeln einen Sinn für Luxus“, Agence France-Presse, 14. Mai 2011.
10 „Possum-fur Yarn feiert doppeltes Debüt auf der NZ Fashion Week“, Pressemitteilung von Woolyarns New Zealand, 28. August 2014.
11 F. Lebas et al ., Das Kaninchen – Haltung, Gesundheit und Produktion , Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, 1997.
12 Peter Foster, „Polizei in Indien beschlagnahmt illegale ‚Shahtoosh‘-Schals“, The Telegraph, 23. August 2007.
13 Ivana Kottasová, „H&M und Zara verzichten nach Aufdeckung von Tierquälerei auf Mohairwolle“, CNN, 3. Mai 2018.
14 Abha Bhattarai, „H&M, Zara und andere verbieten Mohair-Produkte nach Ermittlungen wegen Tierquälerei“, The Washington Post, 1. Mai 2018.
